Heute Morgen hatte ich im Büro Karton-Dienst… Im Gegensatz zu meinen Arbeitskollegen muss ich den Kartondienst jeweils alleine durchziehen und die tonnenweise Kartons hin- und herschleppen… (Achtung, das isch dr Punkt wo ma Mitleid ha muass!!)
Dies gibt mir jedoch auch die Möglichkeit, die Mitmenschen in der Bahnhofstrasse etwas genauer unter die Lupe zu nehmen…
Zuerst die schlechte Nachricht:
Unser Nachwuchs ist einer fürchterliche Brut, haha…
Bei denen dreht sich alles nur um Klamotten, um peinlich grosse Schriftzüge und Labels, kleine blöde Abzeichen, die Geschmack und Exklusivität vermitteln sollen, aber in Wirklichkeit nur folgendes zeigen sollen: Jacke sauteuer, Hose extremst teuer, Schuhe unbezahlbar… Haben die wirklich das Gefühl dass man sich durch einen Abercrombie-Hoodie von der Masse abheben kann?? Der Punkt, als mein Vater Abercrombie-Kleider anfing zu tragen, signalisierte mir, dass die Masse erreicht ist…
Jetzt die noch viel schlechtere Nachricht:
Wir Eltern dieser Teenager sind wesentlich schlimmer, vor allem bei der Sportausrüstung. Es ist eine verdammte Lüge, die jedem Anfänger aufgetischt wird: Fitness und Laufen sind ganz billig, da brauche man nur Sachen, die ohnehin jeder im Schrank hat: die alten Adidas-Trainerhosen, das gute alte UCLA-Shirt und die ausgelatschten Puma-Treter. Wer hat, kann sogar noch die Buffalos anziehen. Sohle ist ja genug dran, die reicht locker bis zur nächsten Bundesrats-Wahl von Christoph Blocher. Oder der nächsten Doktor-Titel-Vergabe von seinem Spezi Mörgeli.
Für ein solches Outfit braucht man allerdings ein stabiles Gemüt. Denn die Laufstrecke und das Fitness-Center sind ein Laufsteg und jeder Blick der lieben Sportsfreunde bei ästhetischer Zuwiderhandlung pure Folter, ein Fall für Amnesty International.
Mögen Super-Ökonomen auch stolz auf ihre Zalando-Schnäppchen verweisen, Fakt ist: keine Szene ist so label- und fashiongeil wie die Läufer und Fitness-Futzis, höchstens vielleicht noch Rennradfahrer. Bei Klamotten setzt der Verstand und jeder Kontrollmechanismus aus.
Während einem Volkslauf werden Funktionsfasern für viele 100'000 Schweizer Franken bewegt, wenn auch nur in mäßigem Tempo. Und alle taxieren sich gegenseitig, versuchen aus den Klamotten herauszulesen, wie es um Charakter, Jahreseinkommen und Style-Sicherheit bestellt ist. Die Laufleistung ist egal.
Zum Beispiel die Mitte 50erin, dürre Dame, Ehemann dritte Generation Banker, stählerner Botoxblick, aber zart beim Auftritt, damit die Farbe nicht von den Lidern bröckelt. Tempo: Schildkröte auf Valium. Immer in weiß, die Dame, bevorzugt Adidas-Schuhe, die aussehen wie neu. Sind es wahrscheinlich auch, weil sie die anderen weggeworfen hat - waren ja schon ganz schmutzig. Ihr Fila-Trainingsanzug ist so weiß wie das Joop-Stirnband.
Oder der übergewichtige Jaguar-Fahrer mit dem Joe Ackermann-Blick, der bei jedem Schritt so schwerplatschend landet, als lägen da auf dem Boden seine Angestellten. Ein Schweißbach markiert seinen Trainingsweg. Alle seine Manager-Kollegen joggen, deswegen ist er auch mal in ein Fachgeschäft gegangen. Die sehnige Verkäuferin hat sofort die Chance erkannt und ihm von gelenkschonenden Dämpfungssohlen und schweißvernichtenden Funktionsfasern vorgeflunkert. Nun trägt er Brooks-Schuhe, Odlo-Unterwäsche, Socken mit Titangewebe zur Mittelfußstützung, eine Hose von Armani in XXXL und eine Windshopper-Jacke von Asics. Gesamtpreis CHF 1'600.--. Dafür liegt der Krempel nach dem dritten Anlauf in der Ecke. Dicke Manager haben alles, aber keine physische Ausdauer.
Da bin ich viel umkomplizierter. Ich trage einfach immer nur das Neueste und Teuerste von Nike. "Markenmix geht gar nicht", finde ich, hahaha… Habt ihr die neuen Plakate mit diesen Nike-Flyknit-Wunderschuhen gesehen… Die sind 60 Gramm leichter als der doofe Airmax…
Heute gleich mal bei Reto Zeugin im Näf vorbei, yeah !!!!
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