Nach monatelangem, nein jahrelangem Warten ist das Abstimmungscouvert endlich eingetroffen. Gestern übergab mir der Briefträger meines Vertrauens feierlich die nötigen Unterlagen. Endlich ist die Kultursteuer vor das Volk gekommen....
Nein, natürlich geht es um das GESAK.
Für alle Auswärtigen und alle andern die noch keine Ahnung haben um was es geht, hier eine kurze Zusammenfassung über die Abstimmung.
Die Stadt Chur hat rund 35000 Einwohner. Sie ist die Hauptstadt des flächenmässig grössten Kantons der Schweiz. Wir sind eine (i würd säga) mittelgrosse Stadt und haben eigentlich alles was man braucht und nicht braucht. Im Profisport sind wir nicht gerade eine Hochburg in der Schweiz. Unsere Eishockey-Mannschaft spielt in der dritthöchsten Liga, ebenso die Fussballer. Beim Unihockey sieht das etwas anders aus, aber ist halt "nur" Unihockey. Der Schwingkönig des Jahres 2025 trainiert in Chur, aber das hat noch Zeit. Roger Federer trainiert auch nicht in Chur, der macht das in Felsberg. Also ihr seht, der Spitzensport wird in der Schweiz nicht unbedingt in Chur ausgeübt.
Ich möchte jedoch behaupten, dass wir in Chur eine gute Juniorenförderung haben. Es gibt viele Sportvereine für unsere Kleinen, viele Möglichkeiten dass sie sich körperlich betätigen können. Mein Sohnemann spielt Unihockey und ist Schwinger. Meine Tochter wird eh Prinzessin, daher setzt sie noch nicht auf die Karte Sport.
Doch jetzt kommt das Problem. Ich habe selber Fussball gespielt, meine Anfänge in der Fussballschule sind bald 30 Jahre her. Der heutige Fussballspieler hat wohl modernere Fussballschuhe als ich damals, seine Trainingskleider sind multifunktional, meine waren aus reiner Baumwolle, aber sonst hat sich nichts geändert. Er spielt auf dem gleichen Fussballplatz wie ich vor 30 Jahren, er duscht in der gleichen Dusche wie ich damals und sitzt auf der gleichen Tribüne wie ich als 8-jähriger, wenn er der ersten Mannschaft aus Chur zuschaut. Bei den meisten anderen Sportarten sieht es etwa gleich aus. Die Sportanlagen in der Oberen Au wurden 1974 gebaut und sind brual extrem überholungsbedürftig. Vielfach ist es fast schon peinlich wenn die gegnerischen Mannschaften zu Besuch sind.
Warum das so ist?? Das gibt wohl viele Gründe. Vorallem haben wir in Chur jedoch wenig Leute in der Politik, die sich für den Churer Sport stark machen. Wir haben Kultur- und Kunstinteressierte, darum wird eher die eine oder andere Million für Kunst ausgegeben. In Chur stehen die schönsten Kreisel der Welt!!
Aber Sport steht bei keinem Politiker zuoberst auf der "To-do-List".
Also würden wir einen "Mäzen" brauchen, einen Churer "Abramowitsch". Im Hockeybereich hatten wir mal einen, aber der wohnt jetzt in Südafrika. Die grossen Sponsoren stehen in Chur auch nicht Schlange. Die Bank der Bündern investiert ihr Geld hier fleissig im Juniorenbereich, ansonsten fliesst das Geld eher nach Davos.
In Chur sind die Ausgaben in den letzten Jahren stark gestiegen, es wurde investiert, ausgebaut und ausgegeben?? Doch was kam zu kurz?? DER SPORT !!!!
Das die Stadt Chur sparen muss, ist auch nicht gerade optimal für den Sport. Daher haben sich die schlauen Politiker entschieden, quasi das Volk entscheiden zu lassen. Kurz und knapp gesagt, "wir bauen neue Sportanlagen, dafür erhöhen wir aber die Steuern". Das Gesamtprojekt kostet rund 115 Millionen, die Gemeindesteuern würden dafür um (hoffa i han's richtig glesa) 6.7% erhöht. Raffinierterweise wurde das Gesamtprojekt in weitere kleinere Projekte aufgeteilt, damit man auch genau weiss, was die Bevölkerung wirklich will. Jeder hat also sein Gärtchen. Somit müssen die Politiker keine unpopulären Entscheide treffen, wenn es ein NEIN wird können sie sagen "Ihr wolltet ja nicht".
Somit muss ich als Churer Einwohner mit meinen Steuern den Neubau der Sportanlagen "selber" bezahlen. Gemäss FDP-Fraktionschef Infanger soll ich zukünftig ja auch dafür bezahlen, dass mein Kind den zweisprachigen Schulunterricht besuchen darf, Chur will also viel Geld von mir....
So, alles klar???
Ich könnte wohl noch viele weitere Seiten füllen mit dem GESAK (Gemeindesportanlagenkonzept), werde versuchen mich kurz zu halten...
Der Steuerfuss von 90% wird also erhöht, damit die Sportanlagen erneuert oder neu gebaut werden können. Heisst das im Umkehrschluss, dass die Steuer gesenkt werden, wenn wir Anfangs Februar NEIN stimmen?? Oder bleiben sie zumindest langfristig bei 90%. Nachdem wir nun seit längerem "sparen sparen sparen" hören, denke ich eeeeeeeher NEIN... Lasst uns daher JA sagen, dann haben wir wenigstens etwas davon.
In der heutigen Zeit fehlt vielfach der Mut für etwas Neues. Wir haben ja Sportanlagen, wir haben ja alles das man braucht. Klar, aber es sieht scheisse aus und kostet Unmengen von Geld, damit wir es auch unterhalten und nutzen können. Lasst uns daher JA sagen, langfristig sparen wir damit Geld. Ausser beim Eisfeld auf der Quader-Wiese, da verlieren wir viel Geld ;))
In den Siebzigern zeigten unsere Eltern und Grosseltern Mut und sagten JA zu den Sportanlagen Obere Au, jetzt liegt es an uns Mut zu zeigen und den nächsten Generationen etwas zu geben.
So, mein Wahlzettel ist ausgefüllt, vergesst euern nicht!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen