Mittwoch, 30. Januar 2013

Rundina seggla

Mit dem Joggen ist es ja so eine Sache. Ich habe div. Halbmarathon, Marathon und 78km-Bergläufe absolviert, ja sogar an einen 100km-Lauf habe ich mich gewagt. Aber mittlerweile "gnüagelts" auffällig viel. Ich gehe noch immer oft und gerne joggen, aber nach spätestens 1 ½ Stunden verleidet mir der Spass.

Da trifft es sich gut, dass in den schlauen Lauf- und Fitnessmagazinen alles nach Intervall-Training schreit. Intervall-Training (für die Amateure, haha) heisst dass man z.B. eine Minute schnell läuft, eine Minute langsam, eine Minute schnell, usw.. Somit kann sich der Körper nie richtig erholen und er arbeitet stets auf Hochtouren.

Heute ging es für mich zu diesem Zweck auf die 400er-Meter-Bahn im Sand (guter Witz, haha!).
Für Nicht-Chur-Insider => 400er-Meter-Bahn erst bei Umsetzung GESAK (also öppa im Johr 2044)

Bis ich im Sand hinten bin, sind meine Muskeln gerade mal so warm geworden. Super, dann wird es also ein lockeres Training heute. Und los geht’s, die ersten 500 Meter in brutal starken 1 Minute und 31 Sekunden, dann zwei Runden "auslaufen". Für was auslaufen, ich bin heute so stark drauf, dass ich auch 10km "volle Kanne" laufen kann. Die nächsten 500 Meter nur 8 Sekunden langsamer. Hoffe es hat heute ein paar Scouts auf dem Gelände, in meiner Verfassung können all die Kenianer an der nächsten Olympiade einpacken!! Beim Auslaufen geniesse ich die Natur, den blauen Himmel und die milden Temperaturen. Hat sich Muhammed Ali auch so gefühlt während seinen Kämpfen?? Nur noch achtmal…

Auch Durchgang 3 und 4 mache ich mit einem lockeren Lächeln, singe teilweise sogar munter die Songs auf dem Walkman (dia heissend immer no so, oder?) mit. Beim Durchgang 5 merke ich ein leicht säuerliches Aufstossen meines Nachtessens vom Vorabend und überlege ob der Protein-Riegel zuvor eine gute Idee war. Bei den Auslaufrunden merke ich, dass diese Runden irgendwie trotzdem Sinn machen.
Der Durchgang 6 beginnt mit der Erkenntnis dass es heute doch nicht so mild ist wie gedacht, vor allem windet es in Chur stark, der Boden ist nass, es hat Wolken und ich bemerke dass die Woche sportlich bisher streng war. Scheiss Verhältnisse, stark von mir dass ich mich überhaupt aus dem Haus gewagt habe!! Mein Hirn schaltet zweitweise automatisch aus, nicht denken, "Grind aba und seggla!!!"

Mein Leiden nimmt bei Durchgang 7 sogar noch zu, ich bin nicht sicher ob ein Mensch jemals an ein so strenges Training absolviert hat?!?! Anstatt Oberschenkel spüre ich nur noch einen stechenden Schmerz. Beim Durchgang 8 spüre ich gar nichts mehr. Was mache ich hier überhaupt?? Hat einer dieser Klugscheisser-Journalisten dieser tollen Magazine so Intervall-Zeugs überhaupt mal gemacht??
Beim Durchgang 9 beginne ich innerlich "Ewigi Liebi" zu singen und bete, den nächsten Geburtstag meiner Kinder noch erleben zu dürfen. So ähnlich muss sich Frodo beim Marsch nach Mordor gefühlt haben.

Das Schöne an der letzten Runde ist, dass man weiss, dass die Tortur bald vorbei ist. Eigentlich sollte ich nur noch letzte Runden laufen, es sind mit Abstand die Schönsten! Auch das Wetter ist mittlerweile besser, die milden Temperaturen erwärmen mein Herz, die Vögel zwitschern.

So endet mein heutiges Training mit der Erkenntnis dass über etwas schreiben leichter ist, als es selber zu machen. Das heisst wohl, dass es mit meinem Sixpack auch noch schwieriger wird, als jeden Tag mal was hier rein zu schreiben.

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